CD-Produktion in Düsseldorf 2021
Gustav Mahler - Rückert-Lieder
Gustav Mahlers Rückert-Lieder gestatten dem Hörer einen „Blick“ in eine musikalische Welt, welche, auf dem Weg von der Spätromantik hin zur Moderne, höchste Gegensätze miteinander vereint. Die fünf Gedichte von Friedrich Rückert vertonte Gustav Mahler jeweils in den Sommermonaten der Jahre 1900 bis 1902, wobei er sie nicht als Liederzyklus anlegte.
Während in dem Lied "Blicke mir nicht in die Lieder!" sowohl der Klavierpart als auch die Stimme in hoher Aktivität fließen, spürt man in "Ich atmet' einen linden Duft" förmlich den Lufthauch, welcher zart über der Szenerie weht. Im Zentrum stehen "Ich bin der Welt abhanden gekommen" und "Um Mitternacht". Sie kontrastieren inhaltlich wie musikalisch:
Während in ersterem die Musik und das lyrische Ich mit der Abkehr zur Welt Frieden geschlossen hat, verzweifelt der Protagonist in der alles entscheidenden Stunde "Um Mitternacht". In immer wiederkehrenden Anläufen (gleiches musikalisches Motiv) sucht er nach einer Lösung - erst als er aufgibt, erscheint sie in Form einer göttlichen Macht und einer unerwarteten musikalischen Wendung. In "Liebst Du um Schönheit" wird die Essenz des Liebens erkannt, die von keiner Äußerlichkeit genährt wird. Es ist die tiefe Akzeptanz des puren Seins.
Ich atmet einen linden Duft
Ich durfte die fünf Rückert-Lieder in in einer Phase meines Lebens erarbeiten und aufnehmen, in der sie inhaltlich nahezu deckungsgleich zu meinen Erlebnissen und Empfindungen waren. Daher bin ich glücklich, sie als Zeugnis eines intensiven Prozesses zu wissen, der mit großer Trauer, Reflexion, aber auch Freude einherging. Und ich bin dankbar, dass ich dies mit meiner vertrauten Pianistin Hajime Umetani in einem stillen Kirchenraum in Düsseldorf über mehrere Tage realisieren konnte.
Gustav Mahler ermöglicht in meinen Augen dem Sänger hierbei eine große Freiheit, sowohl in der klanglichen als auch interpretatorischen Deutung der Lieder. Für mich lag das Hauptaugenmerk auf der Authentizität der Empfindung und weniger auf einem klanglich prächtigen Erzeugnis. Der Produzent Amin Jan Sayed begleitete diese mehrtägige Aufnahme nicht nur mit seinem fachlichen Können als Tonmeister, sondern auch einer großen Souveränität und Ruhe, die maßgeblich für die Qualität der Musik war. Dieser verlieh er in dem weiteren Prozess mit viel Feingespür einen Klang, der die Dualität Gustav Mahlers Musik perfekt widerspiegelt. Olivier Schmidt gelang es, an einem sonnigen Augusttag das Coverfoto einzufangen: Ein goldenes, geerntetes Weizenfeld, auf dem bald neues und kostbares Leben entstehen wird.